PSB M4U 2 im Test
Vor einigen Wochen haben wir hier und hier schon über den neuen M4U 2 von PSB berichtet. Vor einigen Tagen eröffnete sich mir dann die Möglichkeit, das Gerät ausführlich unter die Lupe nehmen zu können. Dabei hatte ich gemischte Erwartungen, da mir die Produkte der Firma PSB nicht wirklich bekannt waren, auch wenn die Firma aus Kanada schon etwas länger am Markt etabliert ist. Doch gerade im Bereich Kopfhörer kann man sie noch als echte Newcomer bezeichnen. Die Lautsprecher von PSB haben sich über Jahrzehnte einen Namen gemacht. Dabei bedient die Firma mit ihren Lautsprechern verschiedene Preissegmente. Das erste Kopfhörer-Modell von PSB ist dagegen mit 450€ zum Verkaufsstart auf jeden Fall im oberen Preissegment des Kopfhörer-Marktes einzuordnen. In dieser Preisklasse gibt es nicht mehr viele Modelle, mit denen sich der M4U 2 vergleichen lässt. Ob PSB direkt mit seinem ersten Kopfhörer einen Volltreffer landet oder ob sie doch lieber bei Lautsprechern bleiben sollten, erfahrt ihr in diesem Testbericht.
Unboxing, Verpackung, erster Eindruck
Über wirtschaftlichen Erfolg von Elektronikprodukten haben speziell im letzten Jahrzehnt immer weniger die technischen Merkmale des Produktes als vielmehr das Design und der Bedienkomfort entschieden. Aus diesem Grund haben sich iPhones über Nokia-Handys erhoben und MacBooks über Windows-Notebooks. Sie sehen schöner aus, kosten mehr Geld, sind aber nur selten mit der besten Hardware ausgestattet. Im Kopfhörer-Markt könnte man diese Aussage so auf die Monster-Beats übertragen. Fragt man einen Jugendlichen auf der Straße, was für einen Kopfhörer er am liebsten hätte, würde er sich vermutlich für einen Monster-Beats entscheiden. Viele andere Modelle werden ihm vermutlich, so er denn kein Fachmann ist, nicht im Kopf hängen geblieben sein.
Vom PSB M4U 2 habe ich mir viel versprochen in puncto Klangqualität. Dass er sich jedoch hinsichtlich Vermarktung und Design mit den Beats messen können würde, habe ich vorab nicht erwartet. Umso erfreuter war ich, als ich als erstes die hochwertige und wirklich schön designte Verpackung aus dem Paket nahm. Für mich ist das natürlich kein Kaufkriterium, aber man muss es den Kanadiern hoch anrechnen, dass sie sich nicht nur auf ihre technische Expertise verlassen haben, sondern auch ein exzellentes Produktdesign entwickelt haben. Der erste Eindruck war also schonmal durchweg positiv. Ein griffigerer Name als “M4U 2″ hätte den Kopfhörern vielleicht gut getan, aber ansonsten wurde hier eigentlich alles richtig gemacht.
Beim Unboxing fällt neben der gut durchdachten Verpackung auch das umfassende Zubehör auf, welches mitgeliefert wird. Hier mal eine kleine Auflistung des Lieferumfangs:
- 1 Kopfhörer-Kabel mit Mikrofon, Fernbedienung für iPhone/Blackberry und kleiner Mute-Fernbedienung
- 1 Kopfhörer-Kabel nur mit der Mute-Taste
- Batterien für die Noise-Cancelling-Funktion und den Aktiv-Betrieb der Kopfhörer
- Flugzeugadapter
- Adapter auf 6,3mm-Klinke
- Tragebox mit Reisverschluss (edel!)
- kleiner Karabinerhaken zur Befestigung der Box an der Kleidung oder am Rucksack + Putztuch
- Ersatzpolster für die Ohrmuscheln (selten, vor allem bei der hohen Qualität der Polster)
Lieferumfang im Detail
Ein paar Dinge möchte ich hier nochmal im Detail erwähnen. Zunächst mal widme ich mich den mitgelieferten Kabeln: Sie sind von der Länge her optimal, recht dick und wirken sehr stabil. Die Anbindung der Stecker ist ebenfalls intelligent gelöst und sehr stabil. Ein Abknicken der Kabel wird damit wirklich so gut wie ausgeschlossen. Die Kabel sind ziemlich steif und vom Material her sehr angenehm. Den typischen Kabelsalat in der Hosentasche kann man damit zwar nicht ganz vermeiden, man kann ihm jedoch recht gut vorbeugen. Ich habe das Kabel zum Test 3-mal verwurschtelt in die Hosentasche gesteckt und 2-mal ohne Knoten wieder rausgeholt. Das kenne ich von meinen In-Ears etwas anders, da habe ich eine 100%-Trefferquote was Kabelsalat angeht.
Als nächstes komme ich zur Tragebox. Diese ist in meinen Augen ein nicht zu unterschätzendes Gimmick. Qualitativ hochwertig und gut verarbeitet ähnelt die Tragebox einem ovalen “Ei”, das aus einer weichen aber dennoch widerstandsfähigen Schale besteht. Öffnen lässt sich die Box mit einem Reisverschluss. In ihrem Inneren liegt auf der einen Seite der Kopfhörer, auf der anderen Seite hinter einem kleinen Netz ist genug Platz für Kabel und/oder Ersatzpolster. Auch einen iPod kann man beispielsweise dort verstauen.
Die mitgelieferten Ersatzpolster möchte ich auch noch kurz hervorheben, da das schon eine recht interessante Beigabe ist. Ich kenne nicht viele Kopfhörer, bei denen man Ersatzpolster dazu bekommt – schon gar nicht in dieser Qualität. Zu den Polstern werde ich im Bereich Tragekomfort noch einige Worte verlieren.
Verarbeitung – Hochwertige Materialien
Der PSB M4U 2 ist ein Kopfhörer mit vielen Stärken. Eine davon ist definitiv die Verarbeitung des Geräts. Die mechanisch beanspruchten Teile wie die Scharniere zum Einklappen, die Schiene zum Ausfahren der Ohrmuscheln sowie die Anbindung an den Bügel sind aus solidem Aluminium gefertigt und machen einen sehr robusten Eindruck. Die restlichen Elemente der Verkleidung sind aus robustem Polycarbonat in Klavierlackoptik gefertigt. Die Polster am Bügel und an den Ohrmuscheln sind mit Kunstleder verkleidet. Alles in allem ist die Verarbeitung sehr hochwertig, man merkt deutlich, dass man Qualität in der Hand hält.
Tragekomfort – Passt, wackelt ein bisschen und hat wenig Luft
Der PSB M4U 2 ist ein klassischer Over-Ear-Kopfhörer, seine Muscheln umschließen die Ohren also vollkommen. Bei mir passt das ziemlich perfekt. Die Polster sind relativ weich und liegen sehr angenehm am Kopf an. Die Ohren werden sanft auf eine weiche Stoffoberfläche über den “Lautsprechern” gedrückt. Der Kopfhörerbügel ist nach unten zum Kopf hin abgepolstert und sitzt auch dort sehr angenehm. Natürlich lässt sich der Kopfhörer an die Größe des Kopfes anpassen. Ein weiteres cooles Feature ist die leichte Drehbarkeit der Ohrmuscheln. Diese sind in einem kleinen Winkel beweglich und lassen sich dadurch noch besser an den Kopf des Trägers anpassen.
Vorteilhaft ist auch, dass der PSB M4U 2 über zwei seperate Kabeleingänge verfügt, je einen an jeder Ohrmuschel. So kann man selbst entscheiden, an welcher Seite man das Kopfhörer-Kabel trägt. Dies ist eine tolle Sache, beugt es doch Ärger mit dem Kabel je nach Art und Standort des Ausgabegerätes vor. Bei herkömmlichen Kopfhörern trägt man den MP3-Player oder das Smartphone immer auf der Seite, auf der der Kopfhörer das Kabel hatte. Mit den zwei Ausgängen ist man wesentlich flexibler und kann sich den aktuellen Begebenheiten anpassen.
Das Gewicht des Kopfhörers ist verhältnismäßig leicht und stellt beim Tragen keinesfalls ein Problem dar. Trotz des Funktionsumfangs, der hochwertigen Verarbeitung und der verbauten AAA-Batterien liegt der Kopfhörer also angenehm auf dem Kopf ohne vom Gewicht her ermüdend auf den Träger einzuwirken.
Jetzt gibts was auf die Ohren – Die Klangqualität
Der PSB M4U 2 ist ein Trio-, ein Triple-…. ein Dreifachkopfhörer? Schwer zu sagen. Drei Kopfhörer in einem trifft es wohl am ehesten. Der PSB M4U 2 kann nämlich in drei verschiedenen Modi genutzt werden:
- als passiver Kopfhörer (kein Noise-Cancelling, keine Batterie benötigt)
- als aktiver Kopfhörer (kann durch Batterie-Einsatz den Akku des Quellgeräts unterstützen – hierbei kommt die sogenannte Room Feel™-Technologie von PSB zum Einsatz, die einen angenehmen Raumklang erzeugen soll)
- als aktiver Kopfhörer mit Noise-Cancelling (hierbei wird die Room Feel™-Technologie durch den Noise-Cancelling-Modus unterstützt)
Fangen wir doch direkt mit dem interessantesten Feature an. Die Noise-Cancelling-Funktion des PSB M4U 2 setzt im Gegensatz zu den meisten herkömmlichen NC-Kopfhörern auf 4 Mikrofone, die Außengeräusche aufnehmen und diese auf Basis der Aufnahmen aktiv unterdrücken. Durch die 4 Mikrofone (üblich sind normalerweise 2) soll die Geräuschunterdrückung deutlich effektiver und über eine größere Bandbreite möglich sein. So zumindest verspricht es der Hersteller in seinem Info-Heft zum Kopfhörer.
Ich habe den Kopfhörer zum Testen zuerst passiv an meine Anlage angeschlossen. Bei einer normalen und angenehmen Lautstärke hört man durch die Architektur und Bauweise des Kopfhörers bereits relativ wenig an Außengeräuschen. Im aktiven Modus fällt als erstes auf, dass die Lautstärke ein wenig nach oben geregelt wird. Darüber hinaus ist der Klang kräftiger, die Bässe tiefer, alles in allem wird der Klang im aktiven Modus ein Stück besser. Das liegt vor allem am eingebauten aktiven Verstärker, der Leistungsdefizite der Quellgeräte ausgleicht. Wobei die Wirkung des Effektes an sich schwer zu bestimmen ist, da der aktive Modus tatsächlich auch die Lautstärke erhöht und der Eindruck des volleren Klangs auch dadurch verstärkt wird. Bereits der aktive Modus hat einen positiven Einfluss auf die Geräuschunterdrückung. Man hört nochmals ca. 10% weniger Geräusche von außen. Die Verbesserung der Geräuschunterdrückung durch Anschalten des Noise-Cancelling-Modus ist schwer zu testen, da die NC-Funktion hauptsächlich für niedrigfrequente Störgeräusche wie z.B. Schienenlärm/Flugzeug-Geräuschkulisse etc. gedacht ist. Allerdings ist es für den Kopfhörer mit eingeschaltetem NC-Modus ein leichtes, meinen Fernseher/Telefon/rasenmähenden Nachbarn/bellenden Hund auszublenden. Wichtige Info: Die Batterien für den NC-Betrieb halten etwa 60 Stunden.
Unabhängig von den 3 Modi des Kopfhörers ist die Soundqualität wirklich umwerfend. Die Qualität des Klangs ist dabei unabhängig vom abgespielten Musik-Genre durchgehend hoch. Das Guns N’ Roses-Album im Lossless-Format weiß dank dieser Kopfhörer ebenso mitzureißen wie etwas sanftere oder elektronischere Klänge. Für den Test hatte ich eigentlich einen Nachmittag eingeplant, es hat sich aber dann doch alles mehr in die Länge gezogen, da ich immer wieder abgelenkt in die Luft gestarrt und begeistert der Musik gelauscht habe.
Headset?
Ja, auch als Headset kann der PSB M4U 2 herhalten. Das ist in jedem Fall auch sein Vorteil im Vergleich zu gleichwertigen Hifi-Kopfhörern. Er ist mit Hilfe einer kleinen Fernbedienung und seinem eingebautem Mikrofon in der Lage, die Funktionen eines herkömmlichen Headsets zu übernehmen. Das habe ich natürlich auch gleich mit meinem Samsung Galaxy S2 mal ausprobiert. Smartphone anschließen, Musik anmachen, funktioniert. Musik stoppen funktioniert. Anruf entgegennehmen funktioniert. Telefonieren funktioniert. Und alles auf Anhieb. So macht das Spaß. Gerade diese Funktion ergänzt diesen Kopfhörer sehr clever. So ist er nicht nur ein vollwertiger Hifi-Kopfhörer sondern auch für Geschäftsreisen, etc. der perfekte Begleiter. Eine gelungene Kombination aus praktischer Funktionalität und hochwertigem Musikgenuss.
Das Fazit – Viel Geld, viel Leistung und wenig zu meckern
Der Kopfhörer an sich ist in schlichtem schwarz gehalten und wirkt durch das verarbeitete Aluminium und den Kunststoff-Teil in Klavierlackoptik sehr edel, aber eher zurückhaltend edel. Weniger Ferrari, mehr Maserati. Das Design des Kopfhörers passt zu seiner Zielgruppe und zum Dienst, den er verrichten soll. Der PSB-M4U 2 wird als hochwertiger Kopfhörer/Headset-Hybrid beworben, der unter anderem durch seinen sehr starken Sound aber auch durch einen hohen Tragekomfort und die exzellente Mobilität zu überzeugen weiß. Für den Preis von 450€ taugt er eher für Geschäftsleute und betuchtere Musikliebhaber als für Jugendliche mit kleinem Budget. Durch die Noise-Cancelling-Funktion ist der PSB M4U 2 der ideale Begleiter auf Reisen, auf der Straße, im Zug, in der U-Bahn oder wo immer man sonst noch von störenden Umweltgeräuschen abgelenkt würde. Schlussendlich kann man sagen, dass die Leute von PSB mit ihrem Erstlingswerk gleich einen sehr guten Einstieg in den Kopfhörer-Markt geschafft haben.
Linktipps:
- PSB-Lautsprecher – Produktseite des Kopfhörer
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- Hier findet ihr ein Video-Review