Erhöhtes Unfallrisiko: laute Musik im Straßenverkehr durch Kopfhörer
Immer wieder kommt es zu Unfällen im Straßenverkehr, da kopfhörertragende Fußgänger oder Fahrradfahrer andere Verkehrsteilnehmer aufgrund der abgespielten Musik nicht hören konnten. Nicht selten sind die Kopfhörer geräuschisolierend konstruiert, wodurch Außengeräusche gar nicht mehr wahrgenommen werden. Dieses Ausblenden der Umgebung ist im Verkehr allerdings äußerst gefährlich, weshalb Anfang 2012 Verkehrsminister Peter Ramsauer von der CSU diesbezüglich gar eine ganze Debatte ins Rollen brachte; dieser sprach von einem “sehr gefährlichen Trend”. Immer mehr Passanten würden seiner Meinung nach – beschallt durch Kopfhörer oder das Handy – über die Straßen und Bahnsteige “schlafwandeln”.
Das Hören von lauter Musik über einen Kopfhörer erhöht das Risiko von Unfällen im Straßenverkehr – dieser Zusammenhang ist allgemein anerkannt, auch wenn Forschungen und Studien in diesem Zusammenhang noch Nachholbedarf haben. Dennoch legten erste Studien bereits die Verbindung von erhöhten Unfallgefahren und Musik nahe.
Gesetzliche Lage bei Fußgängern
Im Zuge der angesprochenen Debatte ging es unter anderem um die Forderung, das Tragen von Kopfhörern im Straßenverkehr für Fußgänger zu verbieten. Bisher existiert ein derartiges gesetzliches Verbot bei Fußgängern noch nicht. Verkehrsminister Ramsauer betonte zudem, ein solches sei in absehbarer Zeit nicht geplant, stattdessen beließ er es bei einem Appell zu mehr Vorsicht und Aufmerksamkeit an die Fußgänger.
Kopfhörertragen im Straßenverkehr auf Fahrrädern
Anders sieht die Lage bei Fahrradfahrern aus: Hier besagt das Gesetz, das Tragen von Kopfhörern ist verboten. Immer wieder halten die Polizeibeamten Fahrradfahrer an, die sich nicht an dieses Verbot halten. In diesem Fall hat das Vergehen auch Konsequenzen – es wird ein Bußgeld in Höhe von zehn Euro fällig. Dasselbe gilt für das Telefonieren mit einem Handy oder das Schreiben von Kurzmitteilungen während des Fahrens. Im Einzelfall ist entscheidend, wie laut die Musik war – ein Grundsatzurteil aus dem Jahr 1987 sorgte hier jedoch bezüglich Kopfhörer für eine sehr enge Auslegung.
Besonders gefährliche Kopfhörer im Straßenverkehr
Kopfhörertragen im Straßenverkehr ist gefährlich – das sollte jedermann klar sein; doch geht von allen Kopfhörern das gleiche Risiko aus, oder sind manche Modelle als besonders gefährdet einzustufen? In dieser Hinsicht lautet die klare Antwort: Nein, es gibt durchaus Unterschiede, bedingt durch die verschiedenen Bauweisen. Sowohl bei den Kopfhörern, die im Ohr getragen werden wie auch bei denjenigen mit Bügel über dem Kopf gibt es offen sowie geschlossen konstruierte Kopfhörer. Letztere reichen bei In-Ears weit in den Gehörgang hinein, bei Muschelkopfhörern werden dagegen die gesamten Ohren abgedeckt. Diese Konstruktionsart bewirkt einen isolierenden Effekt: Geräusche aus der Umgebung werden nur noch geringfügig oder überhaupt nicht mehr wahrgenommen, auf der anderen Seite dringt die abgespielte Musik nicht nach außen.
In lärmreichen Umgebungen wie in der Bahn oder im Flugzeug, in welchen der Hörer dennoch die Musik in Ruhe genießen möchte, ist eine solche Eigenschaft wünschenswert – im Straßenverkehr dagegen äußerst gefährlich, da herannahende Autos beziehungsweise Lkws nur schwer oder bei entsprechender Lautstärke der Musik gar nicht mehr gehört werden können. Hinzu kommt noch die Wirkung, die nur das Wahrnehmen der Musik erzielt: Der Hörer konzentriert sich voll auf diese und wird beispielsweise beim Überqueren der Straße unaufmerksam.
Leise Musik oder auf Kopfhörer verzichten
Letztendlich bleibt es denjenigen, welchen das Tragen von Kopfhörern im Straßenverkehr gesetzlich gestattet ist, selbst überlassen, ob diese Möglichkeit genutzt wird und wenn ja, in welchem Maße. Die fortschreitende Technik ermöglicht immer besseren Sound und eindrucksvollere Bässe – dass diese auch ausgenutzt werden will, ist nachvollziehbar. Es stellt sich jedoch die Frage, ob das ausgerechnet im Straßenverkehr sein muss, wenn dabei mit der eigenen Gesundheit gespielt wird. Schnell ist etwas passiert, die dadurch verursachten Folgen sind oft langwierig oder hinterlassen dauerhafte Schäden.
Das lässt sich verhindern – indem entweder auf die Verwendung eines Kopfhörers im Straßenverkehr gänzlich verzichtet wird oder aber zumindest die Musik nur so laut gehört wird, dass von anderen Verkehrsteilnehmern abgegebene Warnsignale noch hörbar sind. Eine Alternative wäre bei In-Ear-Kopfhörern darüber hinaus das Tragen von lediglich einem Ohrstöpsel.